Schulstreich der 9. Klasse bringt Lehrer in Not

Veröffentlicht: Samstag, 13. Juli 2019

Schulstreich 3
Schulstreich 3

Schulstreich 3
Dass der gestrige Tag etwas ganz Besonderes für die Abschlussklasse an der Grund- und Mittelschule Unterwössen werden würde, zeichnete sich bereits in aller Frühe ab. Wann in ihrer langen Schulzeit hat es das schon einmal gegeben, dass sich der gesammelte Klassenverbund bereits um 5 Uhr in der Früh freiwillig am Schulhaus trifft?


Der Erfolg ihrer Aktion? Als gegen 7.30 Uhr erste Lehrer und Schüler zum Unterricht an der Schule erscheinen, ist das Schulgebäude verbarrikadiert. Die Neuntklässler besetzten das Rektorzimmer.
Wo sonst Rektor Otto Manzenberger freundlich aus dem linken Fenster der Giebelfront winkt, lachte nun die Plastikfigur des Spongebob Schwammkopf. Im Kopierraum rechts an der Gebäudefront sammelten sich Klassenmitglieder um Schülersprecherin Alicia Katerbaum und Schülersprecher Lukas Größ und deren Megafon. Andere hatten sich – als wären sie Security – bedrohlich vor dem Haupteingang aufgepflanzt.
„Was ist hier los, was tun wir?", fragte nicht nur Rektor Otto Manzenberger in die Runde auf dem Vorplatz. Die Zeit verstrich und erst als immer mehr Schüler und Lehrer am Schuleingang warteten, schreckte eine Fußballsirene alle auf. Aus dem Megafon der Neuntklässler quäkte, was zu tun sei. So wurde klar, worum es geht. Einmal im Schülerleben wollten sie die Lehrer nach ihrer Pfeife tanzen lassen, einmal an ihre Wissensgrenzen bringen und Nichtwissen abstrafen.
Das begann mit einem Bobbycar-Rennen. Immer drei Lehrer, Schulhausmeister und Schulsekretärin traten in einem Ausscheidungsrennen gegeneinander an. Doch statt die Gewinner mit Preisen zu überhäufen, bekamen die gleich eine Aufgabe: Vier Lehrer standen da am Ende verlassen im großen Kreis der Schüler. Sie sollten die Bayernhymne anstimmen, nur die erste Strophe, aber dafür zweistimmig.

Da waren sie noch ratlos
Da waren sie noch ratlos

Da waren sie noch ratlos

Schon da hätten die Schüler, ihre Vorbilder beinahe gehabt, einen Schulskandal im Landkreis heraufbeschworen. Konnten die etwas die Bayernhymne nicht? Takt für Takt wurden die Stimmen der so kräftig beginnenden Sänger dünner. Da stürmte Rektor Otto Manzenberger aus der letzten Reihe des Schülerkreises hinein zur Mitte, schubste zur Seite, was ihm im Weg stand. In der rechten Hand wedelte er ein weißes Blatt Papier und gab es den Sängern. Es war der Text der Bayernhymne. Schon fassten die Stimmen wieder Schritt und Takt. Da lässt sich philosophieren, wieso ein Rektor den Text dabeihat. War es Eingebung? Hellseherei? Oder trägt jeder Rektor die Bayernhymne in der Anzugjacke? Ganz gleich, er hatte sie und Schlusspunkt.
Im Anschluss nahmen sich die Schüler ihre Klassenlehrerin vor. Mutterseelenallein stand Dorina Wilschke im weiten Rund, als unlösbare Quizfragen aus dem Megafon auf sie herab quäkten. Wie viele Weihnachtsbäume wurden im letzten Jahr deutschlandweit verkauft, wieviel Bier getrunken? Aber auch: Wie lang ist der Begattungsapparat der 15 cm langen Bananenschnecke. (Unsere Leser hätten es sicherlich gewusst: 13 Zentimeter.) Dorina Wilschke wusste es nicht. Auf jede unbeantwortete oder falsch beantwortete Frage setzte es Liegestütze oder Kniebeugen für die Lehrerin.
Rektor Manzenberger wollte dem Treiben ein Ende setzen, bat die Schule zu öffnen. Darauf forderte die Abschlussklasse fünf Kästen Spezi und für jedes Klassenmitglied fünf Leberkassemmeln. „Abwegig", fand der Schulrektor. Und da äußerte Lehrer Hanns Ostermaier die Idee, die die neunte alt aussehen ließ: „Wir wollen nicht in die Schule", so Ostermaier. Seine Kollegen folgten seinem Beispiel und wandten sich zu gehen. Kleinlauter nun die Bitten um wenige Spezi, aber dafür zwei Mal keine Hausi für die ganze Schule. Das brachte zwar den Jubel aller Mitschüler, den Neuntklässler aber keinen Deal. Nach wie vor wandten sich die Lehrer ab. Erst bei zwei Tragerl Spezi für alle und zwei Leberkassemmeln hatte Manzenberger ein Einsehen. „Da hätte ich noch nicht nachgegeben", so Lehrer Josef Parzinger, einer derjenigen, den die Schüler mit der Bayernhymne getriezt hatten. Um 8.10 Uhr endete der Spuk und die Schüler gingen in ihre Klassenräume. „In jedem haben wir eine Überraschung für Euch versteckt", machten die Abschlussklässler ihre Mitschüler neugierig.

Schulstreich 1
Schulstreich 1

Schulstreich 1

Die Lehrer Hanns Ostermaier (von links), Josef Parzinger, Dorina Wilschke und Eva Maria Holzer quälen sich durch Bayernhymne. Da bricht von links der Retter herbei. Rektor Manzenberger hat den Text. (Lukk)